Hilfen für Arbeitslose Jenseits der Fachqualifikation

Jenseits der Fachqualifikation III

Von Wortreihen, Zahlenspielen und Würfeln

Immer mehr Unternehmen verwenden psychologische Verfahren zur Personalauswahl / Neuer Intelligenztest / Von Shirin Sojitrawalla

Immer mehr Unternehmen vertrauen bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter nicht mehr allein auf Bewerbungsgespräche und -unterlagen. Intelligenztests, berufsbezogene Verfahren und Persönlichkeitstests gehören mittlerweile zum Repertoire der großen Unternehmen. Diese psychologischem Testverfahren sollen helfen Stärken und Schwächen der Bewerber zu erkennen.

Diplom-Psychologe Ralf Horn sieht einen wesentlichen Grund, warum die Nachfrage nach Einstellungstests steigt: "Die Aussagekraft von Schulnoten ist heute schlicht begrenzt", sagt er. Auch gebe es eine erschreckend hohe Zahl von Lehrlingen, die durch die Lehrabschlußprüfung fielen, nachdem sie zwei bis drei Jahre lang ausgebildet wurden. Für Jörg Hampe, Lektor bei der Testzentrale des Hogrefe-Verlags, die psychologische Testverfahren vertreibt, dienen solche Tests auch der Objektivierung. Ein Bewerbungsgespräch sei eine subjektive Sache. Sympathie, Attraktivität und die "Chemie" zwischen Bewerber und Arbeitgeber spielten eine Rolle. In einem Test indessen könne die Leistung nach objektiven Gesichtspunkten ausgewertet werden.

Die Testzentrale in Göttingen bietet mehr als 650 psychodiagnostiselie Verfahren für verschiedene Anwendungsgebiete an, von Schultests über Intelligenz- und Persönlichkeitstests bis zu neuropsychologischen und berufsbezogenen Verfahren. Am weitesten verbreitet sind nach Hampes Worten die Intelligenztests. Besonders beliebt sei der sogenannte Intelligenz-Struktur-Test 2000, kurz I-S-T 2000. Die Bearbeitungsdauer für den Test beträgt zwischen 77 und 150 Minuten. Die Aufgaben verlangen Satzergänzungen, das Bilden von Analogien und Gemeinsamkeiten, Zahlenreihen. Figurenauswahl und Würfelaufgaben - alles gängige Aufgabenstellungen.

Ein neuer Intelligenzstest, bei dessen Entwicklung auch Diplom-Psychologe Ralf Horn mitwirkte, ist nun unter dem Namen Intelligenzstrukturanalyse, kurz ISA, auf dem Markt. Dieser Test soll Antworten über die intellektuelle Kompetenz geben, und zwar bei der Berufsberatung ebenso wie bei der Personalauswahl. Insgesamt 177 Aufgaben sind dabei zu lösen. Im ersten Teil wird von den Prüflingen die logische Ergänzung von Sätzen erwartet. Vorgegeben ist beispielsweise "Zu einem Gemälde gehört(e) immer . . ." Was stets dazugehört, muß aus vorgegebenen Antworten ausgewählt werden. Zur Verfügung stehen: ein Rahmen, eine Leinwand. ein Maler, ein Preis, ein Museum. Da es auch Gemälde ohne Rahmen, Leinwand, Preise und Museum gibt. bleibt als logische Ergänzung nur der Maler übrig. Für 20 solcher Fragen hat der Bewerber 6 Minuten Zeit. Im nächsten Teil sind Wortreihen vorgegeben, bei denen ein Wort keine wirkliche Gemeinsamkeit zu den anderen aufweist. Da steht dann beispielsweise Hammel, Kochlöffel, Feile, Zange und Schraubenzieher. Oder schwieriger, Gewitter, Schauer, Regen, Hagel und Wolkenbruch (Gewitter ist nicht immer mit Niederschlag verbunden). Ferner gibt es in dem Test Einprägeaufgaben, die die Fähigkeit, sich Dinge über einen langen Zeitraum merken zu können, testen sollen. Es folgen Zahlenreihen, die nach einer bestimmten Regel aufgebaut wurden, welches zu erkennen gilt. Eine weitere Aufgabe verlangt, Beziehungen herzustellen. Die Frage heißt etwa: groß : klein = weit?

Ein durchaus üblicher Bestandteil solcher Tests sind auch sogenannte Würfelaufgaben. Abgebildet werden dreidimensional dargestellte Würfel. Der Prüfling muß erkennen. ob einer der Würfel mit dem ersten identisch ist. Um das herauszufinden, muß der Würfel gedanklich gedreht werden. Aber auch um das praktische Rechnen kommt man bei vielen dieser Tests nicht herum. Wem ein solcher Test bevorsteht, sollte sich also vergewissern. daß er die Grundrechenarten und den Dreisatz noch immer beherrscht.

Zum Schluß sind sechs Worte vorgegeben, zu denen ihn richtiger Oberbegriff gefunden werden muß. Zu Auge, Brille, Nase, Bügel, Ohr und Lupe etwa wäre eine mögliche Antwort Sehhilfe. Die letzte Aufgabe beschäftigt sich mit dem gedanklichen Zusammensetzen geometrischer Figuren. Wiederum ist es die Vorstellungskraft, die auf dem Prüfstand steht, und das, wie es im Beiheft zum Test heißt, "anschaulich-ganzheitliche" Denken.

Der Berufsverband Deutscher Psychologen weist darauf hin, daß solche Tests grundsätzlich nur mit der Einwilligung der Testperson durchgeführt werden können. Dieser Hinweis hilft im Falle einer Bewerbung aber kaum weiter. Sicherlich kann man sich weigern, an einem solchen Test teilzunehmen. Die Chancen, den gewünschten Job dann noch zu bekommen, dürften aber deutlich sinken. Diejenigen, die nicht vorhaben, sich dem Test zu verweigern, würden sich gerne darauf vorbereiten. Einige Bücher werben mit Methoden, welche die Bewerbungstests zu knacken versprechen. Heinz Schuler, Psychologieprofessor an der Universität Höhenheim bei Stuttgart und Fachmann für Eignungsforschung, hält davon nicht viel. "Die Bewerber werden durch diese Bücher oftmals negativ auf den Test eingestimmt" sagt er. Häufig würde es halten, sich zu überlegen, was für Fragen gestellt werden könnten, und das dann mit Freunden durchzuspielen.

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Author.....Reinhard Matthes
E-Mail.....r.matthes@gmx.de
Created....May. 20, 1997
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